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Sturzprophylaxe, also das Vorbeugen vor Stürzen, ist im Alter besonders wichtig. Denn ältere Menschen gelten als besonders sturzgefährdet. Zugleich können Stürze im Alter sehr weitreichende Folgen haben. Die gute Nachricht: Mit Achtsamkeit, verschiedenen Hilfsmitteln und einigen Übungen kann das Risiko von Stürzen erheblich gesenkt werden.
Ältere Menschen sind „wacklig auf den Beinen“. Das klingt zwar nicht charmant, aus medizinischer Sicht ist die Aussage aber dennoch berechtigt. Denn der Bewegungsapparat älterer Menschen wird durch verschiedene körperliche Veränderungen geschwächt. Das Verletzungsrisiko steigt.
Sich selbst erfüllende Prophezeiung: Viele ältere Menschen wissen um die erhöhte Sturzgefahr im Alter und begehen deshalb einen fatalen Fehler. Aus Angst vor einem Sturz bewegen sie sich weniger. Allerdings führt dieses Verhalten zu einer weiteren Schwächung des Bewegungsapparates, so dass sich das Risiko von Stürzen zusätzlich erhöht.
Im Alter steigt nicht nur die Gefahr zu stürzen, sondern auch das Risiko, sich im Falle eines Sturzes schwer zu verletzten. Denn der Organismus älterer Menschen ist deutlich fragiler als der von jüngeren Menschen.
Poröse Knochen: Im Alter lässt die Knochendichte bei allen Menschen nach. Allerdings sind Frauen noch stärker betroffen als Männer. Je poröser die Knochen sind, um so größer ist jedoch die Gefahr eines Bruchs bei einem Sturz.
Zusätzliches Risiko durch Alterserkrankungen: Verschiedene Erkrankungen, die im Alter besonders häufig auftreten, erhöhen das Verletzungsrisiko im Fall eines Sturzes zusätzlich. So zum Beispiel Osteoporose oder Arthrose, die den Knochenaufbau beeinträchtigen, oder Parkinson und Demenz, die das Nervensystem einschränken.
Verschlechterte Wundheilung: Fügen Sich ältere Menschen durch einen Sturz Schürfwunden oder andere Verletzungen zu, können diese aufgrund der schlechteren Wundheilung zu einer zusätzlichen schmerzhaften Belastung nach einem Sturz werden.
Erhöhtes Risiko für Komplikationen: Müssen ältere Menschen nach einem schweren Sturz operiert werden, birgt dies für sie ein weiteres Risiko, da die Gefahr von Komplikationen bei operativen Eingriffen im höheren Lebensalter steigt.
Immer wieder kommt es bei Stürzen älterer Menschen zu einem Oberschenkelhalsbruch. Dieser Bruch gilt als besonders schwer und folgenreich. Bei einem Oberschenkelhalsbruch bricht der Oberschenkelknochen direkt am Schenkelhals, also ganz in der Nähe des Beckens. Da Oberschenkel und Becken jedoch an nahezu allen täglichen Bewegungsabläufen beteiligt sind, wirkt sich eine Ruhigstellung des entsprechenden Bereichs besonders drastisch aus. Denn auch wenn der Bruch längst nicht immer operiert werden muss, so ist dennoch eine Ruhigstellungsphase von 4 bis 6 Monaten notwendig. Durch die lange Ruhe bilden sich viele Strukturen im Bewegungsapparat zurück. Die Muskulatur wird geschwächt. Zugleich steigt die Gefahr von Dekubitus, Thrombosen Verstopfungen und Lungenentzündungen. Der eigentliche Bruch kann so viele Folgeerkrankungen mit sich bringen. Handeln Sie beim ersten Verdacht auf einen Oberschenkelhalsbruch daher schnellstmöglich. Sie können so zudem auch eine Knochenschädigung durch Unterversorgung vermeiden. Versuchen Sie Betroffene im Verlauf der Genesungsphase immer wieder zu leichten Gymnastikübungen der Hände und des Oberkörpers zu motivieren, um deren Fitness bestmöglich zu erhalten. Beugen Sie zudem Schonhaltungen oder einer Bewegungsvermeidung aus Angst vor weiteren Stürzen vor. Weitere Informationen zu Diagnose und Therapie eines Oberschenkelhalsbruches finden Sie hier.
Stürze im Alter können zwar weitreichende Folgen haben, durch verschiedene Maßnahmen der Sturzprophylaxe können Sie das Sturzrisiko für Ihre*n Angehörige*n jedoch erheblich reduzieren:
Stolperfallen vermeiden: In den Haushalten älterer Menschen lassen sich vielfältige Stolperfallen finden, wie Teppiche, Absätze, Dekorationsartikel oder große Blumentöpfe. Entfernen Sie derartige Hindernisse nach Möglichkeit.
Seniorengerechte Einrichtung: Die Sturzgefahr kann erheblich reduziert werden, wenn Sie die Wohnung Ihres Angehörigen entsprechend umgestalten. Viele Maßnahmen sind dabei sehr einfach umzusetzen. Montieren Sie beispielsweise Haltegriffe in den Bädern, markieren Sie Absätze mit Warnbändern, legen Sie Antirutschmatten auf glatten Böden aus oder verbessern Sie die Beleuchtung. In unserem Ratgeber „Altersgerechtes Wohnen“ haben wir weitere Hinweise für Sie zusammengestellt.
Hilfsmittel nutzen: Ein Gehstock oder Rollator kann Ihrem*r Angehörigen neue Sicherheit beim Gehen geben. Besteht bereits erhöhte Sturzgefahr können Hüftschutzhosen schweren Brüchen im Hüftbereich vorbeugen. Viele Hilfsmittel werden nach ärztlicher Verordnung von der Kranken- oder Pflegekasse finanziert, wie unser Ratgeber „Pflegehilfsmittel“ zeigt.
Mobilitäts- und Gleichgewichtsübungen: Neben der regelmäßigen körperlichen Betätigung können Sie die Bewegungsabläufe Ihres*r Angehörigen mit gezielten Übungen trainieren. Auch ein Gleichgewichtstraining kann helfen, Stürzen effektiv vorzubeugen. Suchen Sie daher nach Gymnastikgruppen für ältere Menschen, fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin nach der Möglichkeit einer Physiotherapie oder machen Sie selbst einige Übungen mit Ihrem*r Angehörigen. Zwei Übungen stellen wir Ihnen nachfolgend vor. Weitere Anregungen und Erklärvideos lassen sich im Internet finden.
Gleichgewichtsübung: Bitten Sie Ihre*n Angehörige*n, auf einem Stuhl Platz zu nehmen und anschließend wieder aufzustehen, ohne beim Setzen und Aufstehen die Hände zu benutzen. Wiederholen Sie die Übung bis zu fünf Mal.
Krafttraining für die Beine: Lassen Sie die pflegebedürftige Person auf der Stelle gehen, wobei die Knie etwas höher genommen werden sollten als beim normalen Laufen. Als kleines Hilfsmittel zum Festhalten kann ein Stuhl dienen.)
Schon- und Vermeidungshaltungen vermeiden: Schmerzen im Bewegungsablauf können dazu führen, dass ältere Menschen in eine Schonhaltung gehen oder bestimmte Bewegungen ganz vermeiden. Sollten Sie ein derartiges Verhalten bei Ihrem*r Angehörigen entdecken, sprechen Sie diese*n unbedingt darauf an. Holen Sie bei Bedarf ärztlichen Rat ein.
Hausnotrufsysteme: Sollte es einmal zu einem Sturz kommen, so können ältere Menschen mit einem Hausnotruf unkompliziert Hilfe holen. Das entsprechende System wird mit dem Telefon verbunden und durch einen Knopf, der als Armband oder um den Hals getragen werden kann, aktiviert. Pflegebedürftige haben so die Gewissheit, im Ernstfall schnellstmöglich die eigenen Angehörigen oder Mitarbeitende des Notrufdienstes alarmieren zu können. Das kann die Angst vor Bewegung lindern und Vermeidungstendenzen vorbeugen.
Eine gute Möglichkeit Stürze zu vermeiden ist eine engmaschige Begleitung der pflegebedürftigen Person. Da dies Angehörige aus dem Familienkreis jedoch schnell überfordern kann, ist es sinnvoll, auf externe Hilfe zurückzugreifen. Die 24 h Pflege zu Hause bietet dabei eine optimale Entlastung. Denn die Betreuungskraft der 24 h Pflege ist nicht nur permanent in der Nähe Ihres*r Angehörigen, sie kann durch gemeinsame Spaziergänge und Bewegungsübungen auch helfen, die Beweglichkeit Ihres*r Angehörigen zu erhalten.
Vorteile | Nachteile | |
---|---|---|
Baden | Gilt als sehr entspannend | Höherer Zeitaufwand |
Intensivere Beschäftigung mit dem Pflegebedürftigen | Evtl. belastender für die Haut | |
Duschen | Meist unkomplizierter | Zum Teil sehr beengt |
Viele Hilfsmittel verfügbar | Evtl. anstrengender für den Pflegebedürftigen | |
Geringerer Wasserverbrauch |