Haupt­verwaltung
St.-Sebastianus-Str. 5 • 51147 Köln
Tel: 0221 / 47 44 48 12

Öffnungszeiten:
Mo - Fr 9.00 - 17.00 Uhr
12.00 - 13.00 Uhr Pause

Notfallnummer: 0176 615 384 55

Mo - Fr: 17.00 - 20.00 Uhr
Wochenende 09.00 - 20.00 Uhr

Ratgeber

Depressionen im Alter – die wichtigsten Fragen zur Begleitung betroffener Angehöriger

Depressionen im Alter gehören neben demenziellen Erkrankungen zu den häufigsten psychischen Krankheiten älterer Menschen. Dennoch werden sog. Altersdepressionen oft nicht richtig erkannt oder sogar verharmlost. Im Blogbeitrag beantworten wir zentrale Fragen zu Depressionen im Alter und geben Anregungen zur Begleitung von betroffenen Seniorinnen und Senioren weiter.

Depressionen im Alter gehören neben demenziellen Erkrankungen zu den häufigsten psychischen Krankheiten älterer Menschen. Dennoch werden sog. Altersdepressionen oft nicht richtig erkannt oder sogar verharmlost. Im Blogbeitrag beantworten wir zentrale Fragen zu Depressionen im Alter und geben Anregungen zur Begleitung von betroffenen Seniorinnen und Senioren weiter.

Wie oft treten Depressionen im Alter auf?

Entgegen der weitverbreiteten Meinung, dass ältere Menschen besonders von Depressionen bedroht sind, zeigt die DEGS-Studie des Robert-Koch-Instituts ein anderes Bild: So leiden im Durchschnitt 6,1 % aller Menschen zwischen 70 bis 79 Jahren einmal im Jahr an einer ausgeprägten Depression. Das sind 2 % weniger als der Querschnitt aller Erwachsenen. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Zahl älterer Menschen, die an einer subklinischen Depression erkranken, zwei- bis dreimal so hoch ist. Damit sind Depressionen gemeint, bei denen nicht alle Symptome voll ausgeprägt sind und die daher schwerer erkannt werden können.

Sind Depressionen im Alter anders als in jüngeren Lebensjahren?

Depressionen im Alter unterscheiden sich nicht wesentlich von Depressionen in jüngeren Lebensjahren. Sie zeigen die gleichen Symptome. Eine eigenständige „Altersdepression“ gibt es also nicht, auch wenn dieser Begriff immer wieder zu hören ist.
Allerdings lassen sich die Symptome im Alter oft weniger eindeutig zuordnen. So können typische Anzeichen einer Depression wie Schlaf- oder Konzentrationsstörungen auch auf andere körperliche Erkrankungen zurückgeführt werden. Das erschwert die Diagnosestellung.

Zu einer besonders gefährlichen Fehleinschätzung kommt es, wenn depressionsbedingt Konzentrations- und Gedächtnisprobleme zuerst mit einer demenziellen Erkrankung in Verbindung gebracht werden. Eine umfassende Diagnostik ist daher wichtig für eine eindeutige Abgrenzung zur sog. depressiven Pseudodemenz. Ein bedeutendes Merkmal ist dabei die zeitliche Orientierung. So können Demenzkranke Datum und Uhrzeit oft nicht korrekt benennen können, während dies depressiv erkrankten Menschen keine Probleme bereitet. Zudem sind auch geäußerte Zukunftsängste und Suizidgedanken wichtige Anzeichen für eine Depression.

Während bei Depressionen in jüngeren Lebensjahren vor allem berufliche Sorgen im Vordergrund stehen, richtet sich die Aufmerksamkeit bei Depressionen im Alter häufiger auf körperliche Beschwerden. So werden typische Altersschmerzen wie Rückenleiden, Ohrengeräusche oder Verdauungsbeschwerden von Betroffenen als immer unerträglicher empfunden.

Wie können Depressionen im Alter erkannt werden?

Die Diagnostik von Depressionen im Alter folgt den gleichen Prinzipien wie im jüngeren Lebensalter. Allerdings ist es besonders wichtig, dass ein Zusammenhang mit möglichen Alterserkrankungen, wie z. B. einer Erkrankung der Schilddrüse, ausgeschlossen werden. Zur Untersuchung der Leistungsfähigkeit des Stoffwechsels im Gehirn kommen zudem oft ein EEG, eine Computertomografie (CT) oder ein MRT zum Einsatz.

Ein wichtiges Diagnoseinstrument ist zudem die Geriatrische Depressions-Skala. Diese versucht mit 15 Ja-Nein-Fragen eine erste Einschätzung zu einer möglichen Depression zu gewinnen.

Weitere Anzeichen für das Vorliegen einer Depression können zudem Auffälligkeiten, wie eine länger anhaltende Antriebsschwäche, eine nicht näher begründete Traurigkeit, die Vernachlässigung der Körperpflege, das Reduzieren sozialer Kontakte sowie eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit sein.

Wie werden Depressionen im Alter behandelt?

Mit einer medikamentösen Therapie lassen sich Depressionen im Alter meist gut behandeln. Dabei muss jedoch auf eine Wechselwirkung mit anderen Arzneimitteln geachtet werden. Zudem können die Medikamente ihre Wirkung nur bei einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr entfalten.

Ebenso hilfreich kann auch eine Psychotherapie sein. Allerdings wird diese noch immer nur selten von älteren Menschen in Anspruch genommen.

Was können Angehörige bei Depressionen im Alter tun?

Die Begleitung von depressiven Menschen ist herausfordernd, da der Leidensdruck der Betroffenen oft groß ist, die Linderung der Beschwerden aber Geduld erfordert. Dennoch können Angehörige depressive ältere Menschen vielfältig unterstützen:
 

  • Gefühlsäußerungen ernst nehmen: Für Angehörige kann es eine echte Belastungsprobe sein, die vielen negativen Äußerungen depressiv erkrankter Menschen auszuhalten. Daher kann die Versuchung groß sein, die Erkrankten mit positiven Gedanken „überzeugen“ zu wollen. Doch Depressionen lassen sich nicht wegdiskutieren. Angehörige sollten daher optimistisch bleiben und nicht mit ins „Tal der Tränen“ hinabsteigen, zugleich aber Verständnis für die Gefühle der Betroffenen zeigen.
  • Verhaltensänderungen unterstützen: Viele Betroffene neigen dazu, sich in ihre Depression zu verkriechen, sich zu isolieren und einst lieb gewonnene Aktivitäten einzustellen. Doch gerade das ist Gift für die Depression. Deshalb sollten Betroffene bei der Aufnahme von Aktivitäten unterstützt werden, ohne sie dabei zu sehr zu bedrängen. Dabei kann es hilfreich sein, die Erkrankten sanft nach möglichen Interessen sowie nach eigenen Lösungsmöglichkeiten zu fragen (“Du hast doch früher gerne fotografiert, warum machst du das nicht mehr?”).
     
  • Gute Ratschläge vermeiden: Depressiv erkrankte Menschen tun sich häufig schwer damit, ihre eigene Erkrankung zu akzeptieren. Zugleich werden Depressionen im gesellschaftlichen Kontext oft noch immer nicht ausreichend ernst genommen. Deshalb ist es wichtig, Betroffene nicht mit guten Ratschlägen zu torpedieren. Depressionen lassen sich eben nicht durch ein paar schnelle Verhaltensänderungen lindern.
     
  • Zurückweisung aushalten: Eine depressive Erkrankung verläuft nicht konstant. Sie verändert sich und mit ihr die erkrankte Person. Angehörige sollten es daher nicht allzu persönlich nehmen, wenn Erkrankte mitunter sehr unbeständig reagieren. Auch Zurückweisungen und Ablehnung sind normal. Dennoch sollten Angehörige klar mitteilen, wenn eine persönliche Grenze im gemeinsamen Umgang erreicht ist.
     
  • Wertschätzung zeigen: Depressive Menschen kämpfen oft mit einem angeschlagenen Selbstwertgefühl. Sie haben das Gefühl, anderen Menschen zur Last zu fallen oder nicht gut genug zu sein. Ein liebevoller, wertschätzender Umgang ist daher besonders wertvoll.
     
  • Sich selbst schützen: Die Begleitung depressiver Menschen kann viel Kraft kosten oder sogar eigene depressive Verstimmungen befördern. Angehörige sollten deshalb gut auf eigene Befindlichkeiten achten und einen regelmäßigen positiven Ausgleich suchen. Stellen sich negative Gedanken ein, ist ärztlicher Rat empfehlenswert.
     
  • Austauschmöglichkeiten nutzen: Da die Begleitung von depressiven Menschen keinem Sprint, sondern oft einem Marathon gleicht, sollten sich Angehörige mit anderen Betroffenen vernetzen. Dazu ist es gut, die Angebote von Selbsthilfegruppen und weiteren Unterstützungsmöglichkeiten zu nutzen. Die Deutsche Depressionshilfe hält dazu viele nützliche Informationen bereit.

Literatur- und Schulungstipp zum Thema Depressionen im Alter

Buchtipp: Hilfreiche Informationen für Angehörige und Erkrankte hat Manfred Bieschke-Behm im Ratgeber „Wer A sagt wie Angehöriger meint auch B wie Betroffener“ zusammengetragen. Er ist kostenlos zum Download erhältlich.

Online-Schulung: Mit einer kostenfreien 90-minütigen Online-Schulung bietet die Deutsche Depressionshilfe Angehörigen grundlegende Hilfestellungen, um Depressionen im Alter zu erkennen und Betroffene angemessen zu begleiten. Mehr Infos.

Was ist zu tun, wenn die erkrankte Person Suizidgedanken äußert?

Depressive Erkrankungen führen nicht zwangsläufig auch zu Suizidgedanken. Dennoch sind depressive Menschen besonders gefährdet. Die Zahl der älteren Menschen, die Suizid begehen, ist im Vergleich zum Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung zudem deutlich erhöht. Angehörige sollten daher einige wichtige Verhaltensweisen beachten:
 

  • Äußerungen ernstnehmen: Formulierungen wie “Ich kann nicht mehr.“ oder „Ich will nicht mehr.” werden von Betroffenen nicht ohne Grund formuliert. Sie sind, anders als oft behauptet, nicht nur ein Instrument, um Aufmerksamkeit zu erregen. Daher sollten sie von Angehörigen immer ernstgenommen werden. Zudem ist es sinnvoll, auch den behandelnden Arzt zu informieren und sich bei entsprechenden Fachangeboten Rat und Hilfe einzuholen.
  • Das Gespräch suchen: Landläufig hält sich das Gerücht, dass Suizidgedanken stärker werden, wenn Betroffene darauf angesprochen werden. Das ist ein fataler Irrtum. Müssen Suizidgedanken totgeschwiegen werden, so kann dies dazu führen, dass sich Betroffene allein gelassen fühlen und sich die Situation weiter verschlechtert. Daher sollte das Thema unbedingt beachtet und angesprochen werden.
     
  • Auf eine regelmäßige Medikamenteneinnahme achten: Sind depressiv erkrankte Menschen medikamentös eingestellt, so ist es zwingend notwendig, dass die entsprechenden Medikamente zuverlässig eingenommen werden. Zugleich sollte auch darauf geachtet werden, dass es nicht zu einer Überdosierung kommen kann.
     
  • Stille Suizidversuche“ erkennen: Viele Suizide finden im Stillen statt. Betroffene stellen die Nahrungsaufnahme ein oder setzen eigenmächtig wichtige Medikamente ab. Daher sollten pflegende Angehörige mögliche Verhaltensänderungen sehr aufmerksam wahrnehmen.
     
  • Im Ernstfall sofort handeln: Bei der Gefahr eines unmittelbar bevorstehenden Suizids sollte Hilfe über die „112“ verständigt werden.

Ältere Männer und Suizid – die unterschätzte Risikogruppe

Nicht nur Depressionen werden bei älteren Männern seltener festgestellt als bei Frauen. Auch ihr Suizidabsichten werden oft zu spät erkannt. Dies führt dazu, dass sich Männern über 70 Jahren laut Statistischem Bundesamt viermal häufiger das Leben nehmen als Frauen im gleichen Alter. Die Vermutung, die Suizide seien dabei vor allem Verzweiflungstaten, weil ältere Männer den Rückgang körperlicher Beschwerden schwerer akzeptieren können, greift dabei zu kurz. Vielmehr zeigt sich, dass bei über 60 % aller Männer, die einen Suizid begehen, zuvor keine Behandlung entsprechender psychischer Erkrankungen stattgefunden hat, obwohl diese die häufigste Ursache für Suizide sind.

Wie lässt sich Depressionen im Alter vorbeugen?

Depressionen können vielfältige Ursachen haben. Häufig korrelieren sie mit organischen Erkrankungen. Es wäre daher naiv zu glauben, dass sich Depressionen durch eine veränderte Lebensweise einfach vermeiden lassen. Dennoch gibt es einige Verhaltensweisen, die dazu beitragen können, der Entstehung einer Depression vorzubeugen.
 

  • Auf geregelte Tagesabläufe achten: Ein strukturierter Alltag ist eines der wichtigsten Instrumente, um vielen psychischen Erkrankungen im Alter vorzubeugen. Ein fester Schlaf- und Wachrhythmus sollte daher ebenso gepflegt werden wie verlässliche Essenszeiten und regelmäßige soziale Kontakte und Beschäftigungsmöglichkeiten.
     
  • Körperliche und geistige Fitness trainieren: Eine gute mentale und körperliche Gesundheit ist eine Grundvoraussetzung, damit ältere Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Ein Gefühl des „Abgehängtseins“ kann dagegen Depressionen begünstigen. Maßnahmen wie Gedächtnistraining, sportliche Aktivitäten, aber auch die Sicherstellung des Hör- und Sehvermögens durch Hörgeräte oder Brillen sind ebenfalls wichtig.
     
  • Eine ausgewogene Ernährung sicherstellen: Ein gesunder Stoffwechsel ist eine wichtige Voraussetzung, um stoffwechselbedingten Erkrankungen im Alter vorzubeugen. So spielt auch im Umgang mit Depressionen im Alter eine gesunde Ernährung eine wesentliche Rolle.
     
  • Einsamkeit vermeiden: Fehlen Gesprächspartner, kann dies leicht dazu führen, dass ältere Menschen negative Gedanken in sich hineinfressen und diese so immer übermächtiger werden. In unserem Blog haben wir einige Ideen zusammengestellt, die dabei helfen können, Einsamkeit im Alter vorzubeugen.