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Ratgeber

Pflege bei Harninkontinenz

Die Pflege bei Harninkontinenz bringt vielfältige Herausforderungen für Pflegepersonen und Pflegebedürftige mit sich. Der pflegerische Mehraufwand stellt dabei jedoch nur einen Aspekt dar. Denn auch der gemeinsame Umgang mit dem sensiblen Thema Inkontinenz sowie die Rücksichtnahme auf das Schamgefühl der Betroffenen sind wichtige Aspekte der Pflege bei Harninkontinenz. Die gute Nachricht: Durch ein achtsames Miteinander sowie verschiedene Pflegetipps und Hilfsmittel lässt sich der gemeinsame Pflegealltag für alle Beteiligten angenehmer gestalten.

Die Pflege bei Harninkontinenz bringt vielfältige Herausforderungen für Pflegepersonen und Pflegebedürftige mit sich. Der pflegerische Mehraufwand stellt dabei jedoch nur einen Aspekt dar. Denn auch der gemeinsame Umgang mit dem sensiblen Thema Inkontinenz sowie die Rücksichtnahme auf das Schamgefühl der Betroffenen sind wichtige Aspekte der Pflege bei Harninkontinenz. Die gute Nachricht: Durch ein achtsames Miteinander sowie verschiedene Pflegetipps und Hilfsmittel lässt sich der gemeinsame Pflegealltag für alle Beteiligten angenehmer gestalten.

Welche Formen der Harninkontinenz gibt es?

Als Harninkontinenz beschreibt man den plötzlichen und unkontrollierten Verlust von Urin. Im Volksmund wird die Erkrankung auch als Blasenschwäche bezeichnet. Der Schweregrad der Inkontinenz kann vom Verlust geringer Urinmengen bis zur Entleerung der gesamten Blase reichen. Entsprechend der Menge des Harnverlustes kann demnach zwischen verschiedenen Schweregraden der Inkontinenz unterschieden werden:

  • Leicht: Eine leichte Harninkontinenz liegt vor, wenn der Harnverlust nur wenige Tropfen beträgt. Der Grenzwert liegt hier bei einem Urinverlust von weniger als 100 ml in 4 Stunden.
  • Mittel: Von einer mittleren Inkontinenz spricht man bei einem Harnverlust von 100 bis 200 ml innerhalb von vier Stunden.
  • Schwerer: Verliert die erkrankte Person in vier Stunden mehr als 200 ml Urin, kann von einer schweren Inkontinenz gesprochen werden.
  • Sehr schwer: Die unkontrollierte und vollständige Entleerung der Blase gilt als die schwerste Form der Harninkontinenz.

Je nach Erkrankungsform zeigt sich die Inkontinenz zudem in verschiedenen Alltags- und Belastungssituationen unterschiedlich stark:
 

  • Belastungs- oder Stresskontinenz: Viele Aktivitäten wie z. B. Husten, Niesen, Lachen oder das Heben von Gegenständen stellen eine besondere Stresssituation für den Körper dar, da sie den Druck im Bauchraum erhöhen und so dazu führen, dass die Blase nicht mehr gut kontrolliert werden kann. Ein Großteil der weiblichen Erkrankten leidet unter dieser Form von Inkontinenz. Übergewicht gilt zudem als ein besonderer Risikofaktor.
  • Dranginkontinenz: Durch eine Störung der Blasenfunktion entsteht ein starker und plötzlicher Harndrang, der auch dann auftritt, wenn die Blase noch nicht stark gefüllt ist.
  • Mischinkontinenz: Diese Form der Blasenschwäche bezeichnet eine Mischung aus Drang- und Belastungsinkontinenz
  • Reflexinkontinenz: Sind die Nervenimpulse zwischen Blase und Hirn gestört, spricht man von einer Reflexinkontinenz.
  • Überlaufkontinenz: Obwohl die Blase maximal gefüllt ist, gibt der Körper nur tröpfchenweise Urin ab, was wiederum zu einem nicht steuerbaren Überlaufen der Blase führen kann.

 

Welche Menschen sind besonders von Harninkontinenz betroffen?

Inkontinenz ist ein weit verbreitetes Phänomen, das Menschen in jeder Altersstufe betreffen kann. Da sich Betroffene jedoch häufig für ihre Erkrankung schämen, ist die Angabe genauer Zahlen schwierig. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland fast neun Millionen Menschen –  also jede zehnte in Deutschland lebende Person – an einer Form der Inkontinenz erkrankt sind. Der Frauenanteil ist dabei jedoch überdurchschnittlich hoch: durchschnittlich lebt in Deutschland jede dritte bis vierte Frau mit Inkontinenz. Grund dafür ist der weibliche Beckenbau sowie die Schwächung des Beckens durch Schwangerschaften und Geburten.Auch ältere Menschen sind besonders häufig betroffen. So lebt jeder fünfte Mann und jede dritte Frau über 60 Jahren mit einer Form der Inkontinenz.

 

Was sind die Ursachen von Harninkontinenz?

Die Ursachen für eine Inkontinenz können sehr vielfältig sein. Neben möglichen Vorerkrankungen bestimmen auch das Alter, das Geschlecht und die persönliche Lebensführung über das Risiko, an einer Inkontinenz zu erkranken:

  • Neuronale Störungen: Verschiedene Störungen im Nervenleitsystem können dazu führen, dass der Signalfluss zwischen Hirn und Blasenmuskulatur gestört wird diese entweder keine (hypotone Störung) oder nur unwillkürliche (spastische Störung) Blasenentleerungen einleiten kann.
  • Insuffizienz des Blasenausgangs: Üblicherweise umschließt die Beckenbodenmuskulatur die Harnröhre. Ist die Beckenmuskulatur jedoch geschwächt oder überdehnt, funktioniert diese natürliche Stabiliserung der der Harnröhre nicht mehr und die Harnröhre sinkt bei Anstrengungen nach unten, wodurches zu einer Inkontinenz kommen kann.
  • Überaktivität der Blase: Bei dieser Form der Blasenschwäche sendet das Nervensystem weit vor Erreichen des maximalen Blasenfüllstands ein Signal zur Entleerung der Blase an das Gehirn. Dies kann entweder zu permamentem Harnddrang oder auch zu unkontrolliertem Urinverlust führen.
  • Medikamente: Arzneimittel wie beispielsweise blutdrucksenkende oder entwässernde Medikamente gelten als besonders harnfördernd. Sie können daher eine Inkontinenz begünstigen.
  • Demenzielle Erkrankungen: Da die Betroffenen den eigenen Harndrang nicht mehr richtig deuten können oder den Toilettengang schlichtweg vergessen, ist die Gefahr eine Inkontinenz bei Demenzpatient*innen besonders hoch.
  • Diabetes: Da die Erkrankung Gefäße und Nervenbahnen schädigt, erhöht sie zugleich auch das Risiko einer Inkontinenz.
  • Weitere Erkrankungen: Chronische Atemwegserkrankungen, die mit häufigem Husten und Niesen verbunden sind, strapazieren die Fähigkeit der Kontinenz ebenfalls. Auch zahlreiche weitere Erkrankungen wie ein Schlaganfall, ein Herzinfarkt oder Lähmungen und Bandscheibenvorfälle können eine Inkontinenz begünstigen.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Inkontinenz?

Steht der Verdacht einer Harninkontinenz im Raum, sollten Betroffene und Angehörige immer den Gang zum Arzt wagen. Denn nur dort können die Ursachen der Inkontinenz ermittelt und zielgerichtete Therapiemöglichkeiten eingeleitet werden.

  • Beckenbodentraining:  Leichtere Formen der Inkontinenz können mitunter auch durch eine Stärkung der Beckenbodenmuskulatur gelindert werden. Für inkontinente, ältere Menschen besonders geeignete Sportarten sind Yoga, Pilates und Schwimmen. Auch regelmäßige Spaziergänge können hilfreich sein.
  • Blasentraining:  Mit einem individuell angepassten Toilettenplan wird festgelegt, wann Betroffene auf die Toilette gehen sollen, auch wenn sie keinen Harndrang verspüren. Anfänglich erfolgen die Toilettengänge dabei in kürzeren Abständen, mit voranschreitender Therapie werden die Abstände dann ausgedehnt. Dadurch kann häufig sowohl die Blasenfunktion als auch die Harnkontrolle verbessert  werden.
  • Medikamentöse Therapie: Je nach Form der Inkontinenz kann diese auch durch Anticholinergika therapiert werden. Die Medikamente hemmen dabei das Öffnen des Blasenmuskels und wirken so der Inkontinenz entgegen.  
  • Katheter:  Hat sich die Inkontinenz bereits verfestigt, kann ein Katheter hilfreich sein. Er leitet den Urin sicher und hygienisch in einen Urinbeutel ab und verhindert so, dass dieser unkontrolliert austreten kann.

Wie kann die Pflege bei Harninkontinenz gelingen?

Für die Pflege bei Harninkontinenz ist besondere Achtsamkeit im Miteinander, aber auch im Blick auf die persönlichen Bedürfnisse der pflegenden Person gefragt. Einige Anregungen können jedoch helfen, den Pflegealltag angenehmer zu gestalten.

  • Sensibel bleiben: Obwohl viele Menschen von Inkontinenz betroffen sind, gilt Blasenschwäche gesellschaftlich noch immer als Tabuthema. Dies hat zur Folge, dass Betroffene oft eine große Scham empfinden. Pflegepersonen sollten mögliche Veränderungen oder Therapien daher stehts sehr einfühlsam mit den Erkrankten besprechen und persönliche Grenzen respektieren.
  • Eigene Grenzen beachten: Müssen Pflegepersonen auch die Inkontinenzversorgung für eine*n Angehörige*n übernehmen, so bedeutet dies häufig auch eine emotionale Mehrbelastung. Denn der regelmäßige Kontakt mit Urin und die notwendige Pflege des Intimbereichs der Betroffenen stellen neue Herausforderungen im Pflegealltag dar. Pflegepersonen sollten daher gut auf eigene Grenzen und Emotionen achten und diese auch gegenüber einer Vertrauensperson ansprechen.
  • Regelmäßige Toilettengänge einplanen: Um der Inkontinenz ein Stück weit entgegen zu wirken, sollten Betroffene regelmäßig an den Gang zur Toilette erinnert oder dorthin begleitet werden.

  • Kurze und sichere Wege zum Bad ermöglichen: Das Gefühl, es nicht mehr rechtzeitig und eigenständig auf die Toilette zu schaffen, kann für Betroffene sehr entmutigend sein. Möglichst kurze Wege zur nächsten Toilette können Erkrankten daher eine positive Sicherheit bieten und ermutigende Erfolgserlebnis schaffen. Daher sollte der Weg ins Bad auch nachts durch Nachtlichter oder Bewegungsmelder so ausgeleuchtet werden, dass Betroffene selbstständig zur Toilette gehen können.

  • Auf eine trockene Lagerung achten: Liegen pflegebedürftige Menschen zu lange in durchnässten Pflegematerialien oder Kleidungsstücken, verursacht dies nicht nur ein unangenehmes Gefühl. Auch die Gefahr von Entzündungen entlang der feuchten Hautareal steigt. Zudem sind die betroffenen Körperregionen anfälliger für einen Dekubitus. Ein regelmäßiger Wechsel von Bettwäsche und Lagerungsmaterialien ist daher besonders wichtig.

  • Flüssigkeitsabsorbierende Pflegehilfsmittel nutzen: Es mag für Betroffene zunächst unangenehm sein, an Unterlagen, Windeln oder Inkontinenzhosen zu denken. Dennoch können diese saugfähigen und geruchshemmenden Hilfsmittel nicht nur für Pflegepersonen eine große Erleichterung sein, sondern auch Betroffenen ein neues Gefühl von Sicherheit und Sauberkeit schenken.

Wie werden Pflegematerialien für die Pflege bei Inkontinenz finanziert?

Inkontinenzmaterialien können nach einer ärztlichen Verordnung über Apotheken und Sanitätshäuser bezogen werden. Über weitere Finanzierungsmöglichkeiten informiert auch unser Blogbeitrag "Häusliche Pflege finanziern". So können beispielsweise auch Zuschüsse für Pflegeutensilien des täglichen Bedarfs bei der Pflegekasse beantragt werden, zu denen auch Pflegemittel bei Inkontinenz zählen können (siehe Punkt 6).

  • Den Flüssigkeitshaushalt beobachten: Um den unkontrollierten Urinverlust zu reduzieren, begehen viele Betroffene einen gefährlichen Fehler. Sie verweigern oder reduzieren das Trinken und riskieren so eine Harnwegs- oder Nierenentzündung. Auch für Inkontinenzpatient*innen ist eine Flüssigkeitsmenge von 1,5 bis 2 Litern empfehlenswert.
  • Harntreibende Getränke vermeiden:Kaffee, Tee oder kohlensäurehaltige Getränke können den Harndrang erhöhen. Auch Getränke mit hohem Zuckergehalt wirken oftmals harntreibend. Sie sollten in der Pflege bei Harninkontinenz daher sehr bedacht angeboten werden.
  • Eine gesunde Ernährung ermöglichen: Eine ungesunde Ernährungsweise kann zu einem Anstieg des Körpergewichtes und damit auch zu einer Erhöhung des Fettgewebeanteils im Bauchraum führen. Dieser kann den Druck auf den Beckenboden jedoch zusätzlich verstärken und die Inkontinenz beeinflussen. Daher sollten Betroffene möglichst gesund und ausgewogen essen.

 

24 h Pflege zu Hause – verlässliche Unterstützung für die Pflege bei Harninkontinenz

Nimmt die Blasenschwäche im Lauf des Alters zu, so kann dies zu erheblichen Mehrbelastungen der Pflegepersonen führen. Denn neben den vielfältigen Anforderungen im Pflegealltag muss meist ein höheres Pensum an Hand- und Betttüchern gewaschen, Inkontinenzmaterialien gewechselt und eine intensive Körperhygiene garantiert werden. Die Betreuung durch eine Fachkraft der 24 h Pflege zu Hause kann daher eine wirksame Unterstützung für Pflegepersonen sein. Sie hilft nicht nur in der Pflege, sondern auch bei der Mehrbelastung im Haushalt. Zudem kann die Gewissheit, permanent eine Unterstützungskraft in der Nähe zu wissen, auch für Betroffene eine entlastende Hilfe sein.