Haupt­verwaltung
St.-Sebastianus-Str. 5 • 51147 Köln
Tel: 0221 / 47 44 48 12

Öffnungszeiten:
Mo - Fr 9.00 - 17.00 Uhr
12.00 - 13.00 Uhr Pause

Notfallnummer: 0176 615 384 55

Mo - Fr: 17.00 - 20.00 Uhr
Wochenende 09.00 - 20.00 Uhr

Ratgeber

Gartentherapie – Anregungen für das gemeinsame Gärtnern mit Pflegebedürftigen

Die Gartentherapie ist für pflegebedürftige Menschen viel mehr als nur ein netter Zeitvertreib. Denn das gemeinsame Arbeiten in der Natur kann zu einer Wohltat für Körper, Geist und Seele werden.

Einige Anregungen für die gemeinsame Gartenarbeit mit älteren Menschen, aber auch eine altersgerechte und barrierearme Gartengestaltung, sollen helfen, das Potenzial des gemeinsamen Gärtnerns voll zu entfalten.

 

Die Gartentherapie ist für pflegebedürftige Menschen viel mehr als nur ein netter Zeitvertreib. Denn das gemeinsame Arbeiten in der Natur kann zu einer Wohltat für Körper, Geist und Seele werden.
Einige Anregungen für die gemeinsame Gartenarbeit mit älteren Menschen, aber auch eine altersgerechte und barrierearme Gartengestaltung, sollen helfen, das Potenzial des gemeinsamen Gärtnerns voll zu entfalten.

Welche Vorteile bietet die Gartentherapie für pflegebedürftige Menschen?

Die Gartentherapie bringt pflegebedürftige Menschen mit der faszinierenden Schönheit der Natur in Berührung. Viele Pflegebedürftige können von der Gartenarbeit dabei auf vielfältige Weise profitieren:

  • Beschäftigung: Der Kontakt zur abwechslungsreichen Tier- und Pflanzenwelt eines Gartens kann für Pflegebedürftige ein wundervoller Ausgleich zum oft eintönigen Alltag sein und eine schöne, belebende Abwechslung bieten.
  • Aktivierung: Mit den Händen die Erde spüren, den Geruch von Obst und Gemüse einatmen und dem Flug von Vögeln und Insekten folgen – die Beschäftigung im Garten kann pflegebedürftige Menschen auf ganz natürliche Weise aktivieren. Die Gartentherapie kann dabei auch für Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen eine wertvolle Mobilisierung sein.
  • Kontakt zur Natur: Ganz gleich ob Sonnenlicht, Blumenduft oder Vögelgezwitscher: mit ihrer reichen Fülle ist die Natur Balsam für die Seele. Deshalb kann der Aufenthalt in der Natur älteren Menschen einfach guttun, selbst wenn sie sich nicht selbst aktiv im Garten betätigen können.
  • Stärkung des Immunsystem: Die Gartenarbeit bringt den menschlichen Organismus in Kontakt mit natürlichen Mikroorganismen, die auch das Imunsystem von Pflegebedürftigen beleben und stärken können.
  • Beruhigung: Der Kontakt zur Natur kann wie eine „natürliche Pille“ sein – so beschreiben Forscherinnen und Forscher in einem Bericht auf dem Portal „Frontiers in Psychology “ die positive Wirkung der Natur. Sie verdeutlichen dabei, dass schon ein 20-minütiger Aufenthalt in der Natur das Stresslevel effektiv senken kann. Damit kann sich der Aufenthalt im Garten gerade auf Pflegebedürftige mit demenziellen und neurologischen Erkrankungen sehr positiv auswirken.
  • Wecken von Erinnerungen: Das Anpflanzen von Kräutern und Gemüse, das Umtopfen von Blumen oder auch die Pflege des Gartens weckt bei vielen älteren Menschen positive Erinnerungen an schöne Momente im eigenen Garten in früheren Jahren, über die man sich beim gemeinsamen Gärtnern besonders gut austauschen kann.
  • Besserer Schlaf: Der Aufenthalt im Freien kann den Tag-Nacht-Rhythmus von Pflegebedürftigen verbessern. Befindet sich der Mensch im Dunkeln oder auch in sehr dunklen Räumen, schüttet der Körper das Schlafhormon Melatonin aus. Die Beschäftigung im Freien verhindert das und hält so auf ganz natürliche Weise wach. Dadurch können Pflegebedürftige am Abend mitunter umso besser einschlafen.  

Was sollte man bei der Gartentherapie mit Pflegebedürftigen beachten?

Bei der gemeinsamen Arbeit im Garten sollten Sie nur einige Kleinigkeiten beachtet, um diese zu einem positiven Erlebnis für Ihr pflegebedürftiges Familienmitglied werden zu lassen:

  • Gefahrenstellen ausräumen: Bevor Sie sich mit Ihrem Pflegebedürftigen Familienmitglied an die gemeinsame Gartenarbeit wagen, sollten Sie den Garten auf mögliche Gefahrenstellen wie Stolperfallen, aber auch Dornenhecken oder Gartenteiche untersuchen. Denn vor allem für Menschen mit einem eingeschränkten Orientierungssinn können derartige Stellen eine große Gefahr bedeuten. Riegeln Sie die entsprechenden Bereiche mit einem Zaun oder mit Bändern ab oder entfernen Sie diese dauerhaft aus dem Garten.

Linktipp: So können Sie Gefahrenquellen für die Gartentherapie erkennen!

Auf der Internetpräsenz „Sicheres Pflegen zu Hause“ der Unfallkasse Nordrhein-Westfallen finden Sie eine interaktive Karte, auf der mögliche Gefahrenquellen für die Gartenarbeit mit Seniorinnen und Senioren anschaulich und übersichtlich dargestellt sind.

  • Allergien beachten: Prüfen Sie vor Beginn der Gartenarbeit neben möglichen Gefahrenquellen auch, ob Ihr Familienmitglied im Garten mit Pflanzen oder Tieren in Kontakt kommen könnten, die im Zusammenhang mit einer Allergie oder Unverträglichkeit stehen, wie z. B. bei einer Pollenallergie oder einer Allergie gegen Insektenstiche. Halten Sie bei Bedarf entsprechende (Notfall-)Medikamente bereit oder verlagern Sie die Gartentherapie an einen anderen Ort.
  • Realistische Aufgaben suchen: Natürlich sollte am Ende der gemeinsamen Gartentherapie ein Erfolgserlebnis für Sie und Ihr Familienmitglied stehen. Achten Sie daher darauf, der pflegebedürftigen Person nur Gartenarbeiten zu übertragen, die ihren körperlichen und motorischen Fähigkeiten entsprechen.
  • Ausreichend Pausen einlegen: Damit die gemeinsame Gartenarbeit nicht zu strapaziös wird, sollten Sie darauf achten, genügend Pausen einzulegen, in denen Ihr Familienmitglied ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt.
  • Schattenplätze schaffen: Besonders in den warmen Sommermonaten kann die Hitze zu einer großen Belastung für Pflegebedürftige werden. Auf die gemeinsame Gartentherapie müssen Sie dennoch nicht verzichten. Achten Sie allerdings darauf, diese an einen schattigen Platz zu verlegen oder durch Sonnenschirme oder Sonnensegel den jeweiligen Gartenbereich entsprechend zu schützen.
  • Eigene Ansprüche senken: Wer die Pflege eines Familienmitgliedes übernimmt, nimmt damit auch hohe Belastungen in Kauf. Daher sollten Sie sich als Pflegeperson bei der Gartenarbeit – mit und ohne Pflegebedürftigen – nicht zu viel zumuten. Befreien Sie sich vom Anspruch eines perfekten Gartens, um sich nicht selbst zu überlasten.

 

Wie kann der Garten barrierearm gestaltet werden?

Viele ältere Menschen haben Freude daran, allein oder auch mit entsprechender Unterstützung im Garten zu arbeiten. Damit dies möglichst lange gelingen kann, sollte der Garten möglichst pflegeleicht sein und schon frühzeitig altersgerecht umgestaltet werden.

  • Barrierearmes Arbeiten: Stufen, Steine oder lose Gartenplatten können zu einem Hindernis für ältere Menschen werden. Der Garten sollte deshalb möglichst ebenerdig und ohne Hindernisse gestaltet sein, damit Pflegebedürftige diesen auch mit dem Rollator oder Rollstuhl erreichen können. Achten Sie dabei auch auf mögliche Stolperfallen durch Beetbegrenzungen und Rankschnüre. Markieren Sie mögliche Hindernisse bei Bedarf mit bunten Bändern.
  • Hochbeete: Hochbeete bieten die Möglichkeit, die Gartenarbeit im Sitzen (zum Beispiel im Rollstuhl) aber auch im Stehen zu verrichten. Sie sind rückenfreundlich und können die Gartenarbeit so deutlich erleichtern. Hilfreiche Tipps zum Gärtnern am Hochbeet mit Pflegebedürftigen Menschen bieten Videotutorials im Internet.
  • Breite Wege: Gut befestigte, breite Gartenwege helfen älteren Menschen, die einzelnen Beete bequem und sicher zu erreichen. Für Rollstühle ist eine Wegbreite von 1,20m empfehlenswert. Dafür müssen die einzelnen Gartenbereiche gegebenenfalls neu strukturiert und angelegt werden. Die Internetpräsenz rollibeet.de hält dafür hilfreiche Anregungen bereit.
  • Rutschfester Boden: WPC-Dielen oder Holzdielen mit Riffelungen bieten auch bei Nässe einen stabilen und rutschfesten Untergrund. Holzdielen ohne Fugen und Fliesen bergen dagegen eine hohe Rutsch- und Verletzungsgefahr. Sie sind für die Gartenarbeit mit Pflegebedürftigen daher nicht geeignet.

Wie kann man pflegebedürftigen Menschen die Pflege des eigenen Gartens erleichtern?

Vielen älteren Menschen bereitet die Pflege des eigenen Gartens im Lauf der Jahre immer größere Anstrengungen. Dennoch fällt es ihnen schwer, die über viele Jahre liebgewonnene Gartenarbeit aufzugeben. Einige Hilfsmittel können in dieser Situation eine wertvolle Entlastung sein.

  • Rasenmähroboter: Die Rasenpflege bedeutet für Pflegebedürftige oder deren Angehörige einen hohen Zeit- und Kraftaufwand. Rasenmähroboter können diesen Aufwand erheblich reduzieren. Allerdings sollten Sie darauf achten, dass die verlegten Begrenzungskabel sicher verlegt sind und der Roboter nach Möglichkeit nur unterwegs ist, wenn sich Ihr pflegebedürftiges Familienmitglied nicht im Garten aufhält. Die Programmierung und Steuerung des Roboters sollten Sie in den meisten Fällen selbst übernehmen.
  • Tröpfchenbewässerung: Eine Tröpfchenbewässerung ist eine gute Alternative, um ältere Menschen von der mühevollen Arbeit des Blumengießens zu entlasten. Pflegebedürftige können dann punktuell Blumen und Pflanzen gießen, müssen diese Aufgabe aber nicht dauerhaft übernehmen.
  • Seniorenfreundliche Gartenwerkzeuge: Teleskoparme und Werkzeuge mit langem Griff erleichtern die Gartenarbeit. Sie können gefährliche Arbeiten auf einer Leiter vermeiden. Zudem können so auch Menschen im Rollstuhl kleinere Gartenarbeiten selbstständig übernehmen.
  • Rollsitz: Unter dem Begriff „Rollsitz“ oder „fahrbarer Gartensitz“ sind im Onlinehandel robuste Gartenhocker mit Rollen erhältlich, die nicht nur die Gartenarbeit im Sitzen ermöglichen, sondern auch eine praktische Ablage für Gartenutensilien bereithalten.

„Urban Gardening“ – Impulse für die Gartentherapie auf kleinstem Raum

Unter dem Begriff „Urban Gardening“ hat sich in Deutschland in den letzten Jahren ein neuer Trend entwickelt. Ziel des „Gärtnerns in der Stadt“ ist es dabei, auch Balkone und Terrassen für die Gartenarbeit zu nutzen. Viele Impulse des Urban Gardening können dabei auch auf die Gartentherapie für Pflegebedürftige übertragen werden, die in Wohnverhältnissen leben, in denen kein eigener Garten verfügbar ist. In Gartenzeitschriften und auf Internetportalen wie „Mein schöner Garten“ lassen sich entsprechende Informationen und Anregungen finden.

Welche Pflanzen sind für die Gartentherapie mit Pflegebedürftigen besonders geeignet?

Um den Arbeitsaufwand für die Gartentherapie möglichst gering zu halten, sollte auch die Wahl der Pflanzen gut durchdacht werden. Grundsätzlich empfehlen sich dabei robuste Pflanzen, die wenig Pflege und Schnitt brauchen. Zudem sollte die Bepflanzung nicht allzu saisonal ausgerichtet sein.

  • Mäßige saisonale Ausrichtung: Saisonblüher wie Primeln, Narzissen oder Hyazinthen bieten einen besonderen Augenschmaus und können Pflegebedürftigen das Erleben des Jahresverlaufs erleichtern. Allerdings sollten Sie darauf verzichten, allzu große Gartenbereiche saisonal zu bepflanzen. Setzen Sie stattdessen lieber einzelne saisonale Akzente, während Sie im größten Bereich des Gartens auf eine unkomplizierte ganzjährige Begrünung setzen.
  • Keine giftigen oder stacheligen Pflanzen: Insbesondere bei Pflegebedürftigen mit demenziellen Erkrankungen oder geistigen Einschränkungen sollten Sie darauf achten, giftige oder stachelige Pflanzen aus dem Garten zu verbannen oder diese so abzugrenzen, dass Sie von Ihrem Familienmitglied nicht erreicht werden können.
  • Niedriges Wachstumshöhe: Kleinwüchsigere Bäume und Sträucher wie Beerengewächse sind für ältere Menschen ohne allzu große Mühen erreichbar. Sie eignen sich besonders gut für die Gartentherapie mit Rollstuhl.
  • Pflegeleichte Pflanzen: Stauden wie die Stern- Magnolie, die Elfenblume oder der Steppen- Salbei gelten als besonders pflegeleicht und sehen dennoch ganzjährig gut aus. Ähnliches gilt auf für den Lavendel, den Frauenmantel oder das Hasenglöckchen
  • Flächige Bepflanzung: Eine möglichst dichte Bepflanzung vermindert das Wachsen von Unkraut und erspart älteren Menschen so das mühevolle Unkrautzupfen.